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2008/09: Unterhaching - FCC 1:0
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07.12.2008:

Mexiko – Unterhaching und zurück
Unterhaching - FCC 1:0 (1:0)

Ich habe schon alles Mögliche gemacht, um zum den FCC zu sehen, aber mit einer Boeing 747 bin ich vorher noch nie zum Auswärtsspiel angereist. Der eigentliche Anlass meiner dreitägigen Europatournee war kein guter, sondern die Beerdigung meiner Tante. Da ich erst eine Woche vorher buchen konnte, waren die Direktflüge nach Frankfurt viel zu teuer (über 1500 €) und ich suchte im WWW nach Alternativen. Es gab verschiedene Varianten mit Umsteigen, aber da der FCC am Sonntag in Unterhaching antrat, legte ich Ankunft und Abflug in die bayerische Landeshauptstadt.

Mittwochabend starte ich – wie sich das für einen England-Fan gehört – British Airways gen London und brachte die 11 Stunden bis Heathrow in der 747 mit erträglichem Platz für die Beine, „Wall-e“ im Bordfernsehen und einem längeren Nickerchen auch ganz gut über die Runden. Nach 2 Stunden Pause ging es weiter und im Vergleich zum ersten Teil war es nur ein Katzensprung zum nach dem Gottvater der CSU benannten Airport. Ich hatte bei der grünen Autovermietung einen Kompakten bestellt und – darauf hatte ich gezockt – die hatten natürlich keinen Automatik-Golf. So bekam ich zum Schnäppchenpreis ein italienisches Designerstückchen mit 200 munteren Diesel-PS. Als ich mich hinters Lenkrad gefädelt hatte, drückte ich als erste instinktiv auf den Verriegelungsknopf für die Türen – in Mexiko sicherheitstechnische Pflicht, in der alten Welt in der Regel  überflüssig.
Die ersten Kilometer waren eine extreme Umstellung und fast grauenhaft: Von einem gerade, übersichtlich und funktionell geschnittenen Ami-SUV in diesen enger als ein Turnschuh geschnittenen Alfa. Von 4 Monaten faktisch permanenten Stop-and-go (und insgesamt höchstens dreimal über 100 km/h) auf eine Autobahn ohne Tempolimit, auf der man – ich hatte schon fast vergessen, wie das geht – mehr als 2-3 Kilometer staufrei am Stück fahren konnte. Und dazu diese scheinbar unzähligen Verkehrsschilder, die einem ständig Vorschriften machten! Höhe Ingolstadt merkte ich auf Grund eines sich andeutenden Krampfes in beiden Daumen, dass ich das Lenkrad eisern umklammerte. Ich ließ den Tempomat beim eingestellten Tiefflug, zwang mich aber zu einer lockeren Haltung. Und ab Nürnberg war wieder alles beim Alten. Na ja, fast, denn als ich zwei Stunden später dann die Abfahrtsschilder mit „Chemnitz“ las, wusste ich nicht so recht, ob das ein Traum war… oder ich die letzten Monate geträumt hatte.

Am Freitag wurden im Eilzugtempo zwei Weihnachtsmärkte besucht, paar Einkäufe getätigt , am Nikolaustag die familiären Angelegenheiten geregelt und die beiden Koffer auf einen Grenzwert möglichst nahe an die erlaubten 23 kg gebracht. In der Nacht zum Sonntag, meiner dritten in der mitteleuropäischen Zeitzone, ging es mir wie in den beiden vorigen: Ich erwachte nachts um 2 und war putzmunter: Also aufstehen, an den PC setzen und den „mexikanischen“ Teil der Familie via Skype besuchen, der es sich gerade beim abendlichen Fernsehen bequem gemacht hatte.

Und dann war er da, der Sonntagmorgen, an dem ich nach langer Pause endlich wieder das machte, was ich die vorangegangenen 30 Jahre bei jeder Gelegenheit getan hatte: zum Fußball fahren. Das freudige Kribbeln im Bauch war sofort da und begleitete mich auf der ganzen Fahrt. Auf der A 9 sah ich an vielen Autos, dass wieder eine stattliche Anzahl Blaugelbweißer unterwegs war – und jeder Parkplatz war grün bewacht. Da merkt man, dass Deutschland im Vergleich zur dritten Welt keine ernsthaften Probleme hat.


Leere Autobahn - staufrei - das hatte ich 4 Monate nicht mehr erlebt

Flott ging es durch den grauen Adventssonntag nach Randmünchen. Auto am Stadion geparkt und dann ab in die italienische Stadionkneipe, die auch in diesem Jahr gegenüber den Gästefans freundlich und einladend war. Die nervigen Streifengänge der Grünen aller paar Minuten durch die Lokalität waren völlig überflüssig. Ein Einheimischer gab mir vom Nachbartisch sofort den Tipp, meine Bierchen bis 12 Uhr zu bestellen, weil es danach nur noch „bleifrei“ gäbe (es sah aber nicht so aus, als ob man die Auflage ganz strikt umsetzte). Es dauerte auch nicht lange, bis die Ersten eintrudelten, denen der FCC wichtiger als der sonntägliche Mittagstisch zu Hause ist. Und auch draußen, am und im Stadion, war es in der nassen Kälte ein wohliges Gefühl, die bekannten Gesichter wiederzusehen.

Dann war es endlich soweit: Kurz vor 2 betraten die ganz in Weiß gekleideten Fußballgötter den Rasen und mein Adrenalinspiegel stieg auf das gewohnte Maß an.

Das Spiel ließ mich nicht lange daran zweifeln, dass da mein FCC spielte. Bald übernahm man das Kommando auf dem Platz, vergeigte die besten Chancen und kassierte nach eigenem Zutun mit dem ersten ernsthaften Gegenangriff das 0:1. Weitere Chancen vergingen, die zweite Hälfte lief am der Roten Karte für einen sich verbal am Schiri vergehenden Unterhachinger nach dem gleichen Strickmuster.  Auch das Highlight kam mir bekannt vor; wenige Minuten vor Schluss wird Hähnge perfekt freigespielt und, als er schießen will, perfekt von den Beinen geholt. Was da der leider ohne Blindenhund gekommene Referee gesehen haben will, dass der Ball gespielt wurde, bleibt sein ewiges Geheimnis. Also Abpfiff, Niederlage und Frust, man konnte sich nicht einmal mit „schlecht gespielt“ und „der Gegner war eben besser“ trösten, da beides nicht stimmte.


Fähnchen und Dauer-Lalala-Trallala


ca. 800 FCC-Fans waren da


Einer der vielen vergeblichen FCC-Angriffe

Einer der Besten: Hähnge


Trainer und Präsi

Um den Tag abzurunden, fuhren wir anschließend zur Eishalle im Olympiapark, um Dynamo Weißwasser gegen den heimischen EHC zu unterstützen. Es gab den gleichen Film wie beim Fußball, denn der erste Angriff der Münchner brachte das 0:1. Am Ende des ersten Drittels fiel innerhalb von 30 Sekunden die Vorentscheidung – 0:3. Wo war hier bloß der Reset-Knopf, um diesen verkorksten Sonntag nochmals um 14.00 Uhr neu starten zu können…? Und auch im zweiten Abschnitt war faktisch jeder Schuss der Gastgeber ein Treffer, inklusive dem Rückpass, der dem Münchner Keeper durchrutschte. Tor für Weißwasser! Toll, 1:6. Dass wenigstens das letzte Drittel mit 2:1 an die Gäste ging, machte die Sache auch nicht schöner.

Auch die letzte Nacht (Dank an den Gastgeber fürs Quartier!) endete für mich kurz nach 2, aber da ich sowieso sehr zeitig rauswollte, verlegte ich eben das Aufstehen um eine dreiviertel Stunde nach vorn.


Da weiß man, wo man zu Gast ist!

Zum Frühstück gab es zwei Pfannkuchen aus der Zeulenrodaer FCC-Bäckerei und dann düste ich zum Flughafen. In London gönnte ich mir DEN kulinarischen Genuss der Insel, ein schönes, riesiges English Breakfast, das ich mit paar Stout nachspülte. Und als freudige Überraschung saß ich Richtung Mexiko sogar in der Business Class. Ich hatte „Economy“ gebucht, fragte aber nicht nach, denn bei 1,95 m freut man sich über jeden Zentimeter Kniefreiheit – und hier bekam ich mindestens zehn davon zusätzlich.

Auch wenn dieser Kurztrip übers große Wasser sehr anstrengend war und wenig nette Erlebnisse bot, so wurde mir wieder deutlich klar, dass das Internet lediglich ein Informationsmedium ist und das Liveerlebnis niemals ersetzen kann. Und so hatte ich in der neuen Welt viel zu berichten und wir zählen die Wochen bis zum Spiel in Burghausen, das mitten in unseren Osterurlaub fällt. Egal, wo du auf dieser Welt bist: „… but you can never change your football club!“

Alle Fotos: Uwe Kaiser (C) 2008

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